Codex Trachten und Kostüme

Codex Trachten und Kostüme

  • ID: 4689 2570 4576 2336
  • Sehr gut
  • 27.01.2022
Preis: Preis auf Anfrage

Weltliche Werke

Genre

Typ

Renaissance

Stil

Unbekannt

Autoren

Deutsch

Sprache

Deutschland

Land

34

Jahrhundert

1547

Jahr

1

Anzahl

128

Seiten

Beschreibung

Codex der Trachten und Kostüme

Die Biblioteca Nacional de España besitzt eine bedeutende deutsche Handschrift aus dem 16. Jahrhundert: den Códice de Trajes oder „Codex der Kostüme“. Er wurde im Dezember 2010 vom Kulturministerium aus einer Privatsammlung erworben und enthält ein Repertoire von 125 Kleidungsabbildungen mit Gouache-Aquarellen. Er zeigt die Art und Weise der Kleidung in Spanien, einigen Nachbarländern rund um das Reich des Heiligen Römischen Kaisers Karl V (1500–58) und weiter entfernten Orten wie Amerika und Afrika. Das Manuskript weist eine Beschreibung der Miniaturen in deutscher Sprache auf und wurde in der Werkstatt eines unbekannten Künstlers angefertigt. Seine große ** Seltenheit und Bedeutung als Quelle des Wissens über die Kostüme und die Mode der damaligen Zeit** sowie die bezaubernde Schönheit seiner Illustrationen machen den Codex der Trachten und Kostüme zu einem außergewöhnlichen Werk der Geschichte.

Codex der Trachten und Kostüme

2010 hat das spanische Kulturministerium eine spannende und wichtige Anschaffung getätigt: den Códice de Trajes oder „Codex der Trachten und Kostüme“. Er ist ein wunderbar illuminierter Zeuge der Herrschaft über das Heilige Römische Reich unter Kaiser Karl V. (1500-58), der als Erster ein Reich regierte, über dem „die Sonne nie unterging“. Er besteht aus 125 Aquarellen, die den Kleidungsstil in verschiedenen Regionen der Welt zeigen, sowohl in als auch am Rande des riesigen Habsburger Reiches in Europa oder des Spanischen Reiches in Afrika und der Neuen Welt, die unter Karl V. alle vereint waren. Er kam damit dem mittelalterlichen Konzept einer die gesamte Christenheit vereinigenden Universalherrschaft, der so genannten res publica Christiana, näher als jeder andere seit Kaiser Karl dem Großen. Die mit Bildunterschriften in deutscher Sprache versehene Prachthandschrift von etwa 1546-47 ist als Nachschlagewerk über die Sitten und Gebräuche dieser Zeit von unschätzbarem Wert. Anstelle von Pergament wurde in der Handschrift Papier verwendet, das dem Wasserzeichen zufolge 1546 in Augsburg gefertigt wurde.

Eine unersetzliche Quelle der Mode des 16. Jahrhunderts

Die 125 Miniaturen dieser Handschrift sind gleichsam eine Parade von Portugiesen, Berbern, Südamerikanern, Franzosen, Engländern, Türken, Tataren, Iren, Kroaten und Ungarn und enthalten auch detailliertere Darstellungen der Völker Deutschlands, Spaniens und der Niederlande. Obwohl nicht bekannt ist, wer die Handschrift schuf, ist der Einfluss verschiedener Meister der Renaissance nördlich der Alpen in diesem Werk zu erkennen, wie der von Albrecht Dürer (1471-1528), insbesondere in Bezug auf die Tracht in Nürnberg, in Livland oder unter den Türken, sowie von Albrecht Altdorfer (ca. 1480-1538) und von Hans Burgkmair dem Älteren (1473-1531). Darüber hinaus gibt es Belege für den Einfluss aus der anonymen Werkstatt auf zeitgenössische Meister wie Lucas Cranach d. Ä. (1472-1553), insbesondere in der Miniatur, die den Kaiser und die sieben Kurfürsten zeigt, oder Lucas de Heere (1534-1584), dessen Darstellung eines reitenden Lanzenreiters von ca. 1570 der ersten Seite des KostümCodexes nachgebildet ist. Es könnten allerdings auch beides Kopien nach demselben Modell sein. Auch Georg Hoefnagel (1542-1601) schuf für seine berühmten Civitates Orbis Terrarum Reiter, die denen in dieser Handschrift sehr ähnlich sehen. Zahlreiche andere Künstler wurden von diesem Werk beeinflusst, darunter Jost Amman (1539-91) und Cesare Vecellio (ca. 1521 – ca. 1601).

Der Reisebericht eines Künstlers?

Das vorliegende Manuskript entstand in der zweiten Hälfte der Regierungszeit Kaiser Karls V. während einer Zeit, in der sich die Mode, wie wir sie kennen, gerade entwickelte. Zuvor war die Kleidung lediglich Ausdruck des eigenen Standes gewesen, aber das zunehmend zur Verfügung stehende Geld führte im spätmittelalterlichen Europa zu einer dramatischen Revolution in der Mode, die die gesellschaftliche Ordnung so sehr beunruhigte, dass sie sogar zu weitreichenden Gesetzen führte. Im 13. Jahrhundert zum ersten Mal in Erscheinung getreten, sollten Luxusgesetze als moralisierender Einfluss wirken mit der Absicht, die Menschen auf ihre soziale Klasse zu beschränken und gleichzeitig öffentliche Zurschaustellungen und die ruinösen Ausgaben zu begrenzen, die den Mitgliedern der wohlhabenden Klassen entstanden, da sie enorm den neuesten Moden nachgingen. Praktisch gesehen beschränkten sie luxuriöse Stoffe zwar auf den Adel, waren aber letztlich dennoch wirkungslos. Obwohl sie wahrscheinlich in den Reichsstädten Augsburg und Nürnberg entstanden sind, könnten die Miniaturen sehr wohl auch auf Skizzen beruhen, die ein Künstler während der Begleitung des Kaisers auf seinen Reisen durch Spanien, Flandern und Deutschland anfertigte. Die Miniaturen stammen wohl aus der Zeit zwischen 1513 und 1515 und wurden später, 1526, in weit verbreitete Holzschnitte umgewandelt.

Bemerkung

Codex of Costumes
Codice de Trajes
Buch der Kostüme

Fotos