Bibeln / Evangeliare
Genre
Faksimile
Typ
Gotisch
Stil
Unbekannt
Autoren
Deutsch
Sprache
Deutschland
Land
16
Jahrhundert
1425–1430 und um 1530
Jahr
1
Anzahl
616
Seiten
Das „erste illustrierte Neue Testament in deutscher Sprache“ wurde um 1430 in Regensburg gefertigt. Der reiche Bilderschmuck der Handschrift stammt zum einen von einigen bedeutenden Meistern aus Regensburger Schulen des 14. Jahrhunderts, wurde jedoch erst 100 Jahre später im Stil der deutschen Renaissance vollendet. Das Rätsel um den Auftraggeber konnte erst vor wenigen Jahren mit dem Namen Herzog Ludwig des Bärtigen von Bayern-Ingolstadt gelöst werden. Die heute in München verwahrte Ottheinrich-Bibel hat darüber hinaus eine wechselvolle Besitzgeschichte aufzuweisen.
Die nach ihrem ersten nachweisbaren Besitzer benannte Ottheinrich-Bibel ist die erste bis heute erhaltene deutschsprachige Ausgabe des Neuen Testaments. Neben den Texten in deutscher Sprache besticht die Prachthandschrift vor allem mit ihrem reichen Bilderschmuck. Dieser stammt zum einen von einigen bedeutenden Meistern aus Regensburger Schulen des 14. Jahrhunderts, und wurde 100 Jahre nach der Entstehung mit der Ausschmückung durch Mathis Gerung im Stil der deutschen Renaissance vollendet. Die wechselvolle Besitzgeschichte der Bibelhandschrift verdeutlicht zudem ihre einmalige Stellung in der Kunstgeschichte.
Anders als die bis dahin üblichen Bibeln in lateinischer Sprache, die nur von Geistlichen und Gelehrten gelesen werden konnten, ist die Ottheinrich-Bibel in Neuhochdeutsch geschrieben und somit auch für Laien lesbar und verständlich.
Die 46 halb- oder ganzseitigen Miniaturseiten glänzen zum einen durch die Verwendung kostbarster Materialien wie dem reichlich verwendeten Goldhintergrund, zum anderen durch die sofort ins Auge springende Leuchtkraft der Farben, deren Grundlage meist ebenfalls teure Mineralien und andere Stoffe wie Azur oder Purpur bildeten. Neben den kunstvoll wie Tafelgemälde angelegten Hauptbildern, die den Bibeltext illustrieren, faszinieren auch die zu Beginn des Buches häufiger gebrauchten, dann weniger werdenden schwungvollen und gekonnt drapierten Blattranken und die stark farbig oder ebenfalls mit Blattgold gestalteten Initialen.
Als Künstler der älteren Buchmalereien können drei verschiedene Meisterunterschieden werden, die wohl in Regensburg an dem Auftragswerk arbeiteten. Sie stammten zum einen aus der sogenannten „Salzburger Werkstatt der Grillinger-Bibel“ und aus dem Umkreis des bedeutenden „Meisters der Worcester-Kreuztragung“. Die Arbeit dieser Künstler beschränkt sich auf die Seiten bis zum Markusevangelium. Für die Ausstattung des weitaus größeren Teils der Handschrift war 1530–32 der Lauinger Maler Mathis Gerung verantwortlich. Dieser orientierte sich bei seiner Arbeit an den Werken der Größten seiner Zeit. So sind seine Miniaturen zur Apokalypse beispielsweise direkt auf Albrecht Dürers Holzschnittfolge zu zurückzuführen.